Tauche ein in die Welt des Outdoor-Yoga! Erfahre, wie die Verbindung von Yoga und Natur Stress abbaut, die Achtsamkeit steigert und dir ein unvergleichliches Abenteuer bietet. Mit Expertentipps und praktischen Anleitungen für jedes Terrain.
Entspannung und Abenteuer beim Yoga in der Natur
„Kann man Yoga wirklich in der Natur praktizieren? Ist das nicht eher etwas für Studio-Nerds?“ Diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf, als ich das erste Mal hörte, dass es Menschen gibt, die ihre Yoga-Matten in den Wald oder an den Strand ausrollen. Als erfahrener Outdoor-Enthusiast und jemand, der die Stille der Berge und das Rauschen des Meeres liebt, klang die Idee zunächst ungewohnt. Doch meine Neugier siegte. Inzwischen kann ich mit Überzeugung sagen: Ja, man kann! Und es ist ein Erlebnis, das weit über die Grenzen eines Yogastudios hinausgeht. Es ist eine Synergie, die Körper, Geist und Seele auf eine Weise nährt, wie es kein geschlossener Raum vermag.
Die Kombination aus den bewussten Bewegungen und Atemübungen des Yoga mit der unberührten Schönheit der Natur schafft eine einzigartige Atmosphäre der Heilung und des Wachstums. Es geht nicht nur darum, Asanas im Freien zu praktizieren, sondern darum, die Elemente – Erde, Wasser, Luft und Sonne – in die eigene Praxis zu integrieren. Es ist ein Abenteuer, das gleichzeitig tiefe Entspannung verspricht und unsere Verbindung zur Welt um uns herum stärkt.
Inhaltsverzeichnis
- Die Magie der Natur: Warum draußen alles anders ist
- Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die heilsame Kraft der Natur
- Warum Yoga und Natur? Eine perfekte Synergie
- Die Vorteile im Detail: Körperliche, mentale und spirituelle Dimensionen
- Standorte für Dein Outdoor-Yoga: Dein persönliches Natur-Studio
- Vorbereitung ist alles: Dein Outdoor-Yoga-Set-up
- Die Praxis in der Natur: Asanas, Pranayama und Meditation
- Herausforderungen meistern: Realität versus Idylle
- Meine persönlichen Erfahrungen und Geheimtipps
- Sicherheit zuerst: Wichtige Aspekte für dein Outdoor-Abenteuer
- Nachhaltigkeit und Achtsamkeit in der Natur
- FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Outdoor-Yoga
- Fazit: Dein Weg zu mehr Entspannung und Abenteuer
Die Magie der Natur: Warum draußen alles anders ist
Die Natur hat eine ganz eigene Art, uns zu beruhigen und gleichzeitig zu beleben. Es gibt etwas Beruhigendes und zugleich Aufregendes, wenn man barfuß über einen weichen Waldboden läuft oder die Wellen des Meeres in der Ferne rauschen hört. Ich erinnere mich an mein erstes Outdoor-Yoga-Retreat. Es fand in einem kleinen, versteckten Tal statt, umgeben von majestätischen Bergen und plätschernden Bächen. Der Duft von frischem Gras, die kühle Bergluft und der Gesang der Vögel waren die perfekte Kulisse für die entspannenden Asanas. Es fiel mir auf, dass ich mich sofort verbunden fühlte – mit mir selbst, mit den anderen Yogis und mit der Natur. Diese tiefe Verbundenheit, oft als „Biophilie“ bezeichnet – die angeborene menschliche Tendenz, sich mit der Natur und anderen Lebensformen zu verbinden – wird draußen auf ganz natürliche Weise aktiviert.
Die sensorischen Eindrücke sind vielfältiger und authentischer als in jedem Studio. Die sanfte Brise auf der Haut, das Spiel von Licht und Schatten durch die Blätter, das Zwitschern eines Vogels oder das Plätschern eines Baches – all das wird Teil der Praxis und verstärkt die Achtsamkeit. Während im Studio künstliche Beleuchtung und oft Hintergrundmusik dominieren, bietet die Natur ein echtes, dynamisches Mikroklima und eine Symphonie aus natürlichen Geräuschen, die uns erden und gleichzeitig inspirieren.
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die heilsame Kraft der Natur
Eine Vielzahl von Studien belegt, dass der Aufenthalt in der Natur sowohl körperliche als auch geistige Vorteile mit sich bringt, die über das hinausgehen, was ein geschlossener Raum bieten kann. Forscher vermuten, dass das „Waldbaden“ – eine Praxis, die in Japan als Shinrin-Yoku bekannt ist und in den 1980er Jahren populär wurde – das Stressniveau signifikant senken kann. Eine Studie der Universität Chiba (2010) zeigte beispielsweise, dass 20 Minuten im Wald den Cortisolspiegel (Stresshormon) senken, den Blutdruck reduzieren und die Herzfrequenz verlangsamen können.
Das Atmen frischer Luft, die natürliche Bewegung und die Achtsamkeit, die beim Yoga praktiziert wird, verschmelzen zu einer kraftvollen Kombination. Professor Qing Li, ein führender Experte für Shinrin-Yoku, hat zudem herausgefunden, dass die von Bäumen freigesetzten Terpene, sogenannte Phytonzide, das Immunsystem stärken können, indem sie die Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) im menschlichen Körper erhöhen (Forschungsergebnisse aus 2010-2019). Diese Effekte sind im Freien natürlich stärker ausgeprägt als in geschlossenen Räumen.
Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2020, veröffentlicht im „Journal of Environmental Psychology“, bestätigte, dass schon kurze Aufenthalte in der Natur die Stimmung verbessern, negative Gedanken reduzieren und die kognitive Leistungsfähigkeit steigern. Hinzu kommt der sogenannte „Attention Restoration Theory“-Effekt (ART), der besagt, dass die Natur unsere Fähigkeit zur Konzentration und Aufmerksamkeit wiederherstellen kann, die im urbanen Alltag oft erschöpft wird. Yoga in der Natur nutzt diese Effekte optimal, indem es bewusst eine Umgebung wählt, die zur Regeneration einlädt und die Sinne auf positive Weise stimuliert.
Warum Yoga und Natur? Eine perfekte Synergie
Die Kombination von Yoga und Natur ist weit mehr als nur eine nette Idee – sie ist eine tiefgreifende Synergie, die die Vorteile beider Welten potenziert. Yoga lehrt uns, im gegenwärtigen Moment zu leben, unseren Atem zu beobachten und eine Verbindung zu unserem inneren Selbst herzustellen. Die Natur ist der ultimative Lehrer für all das. Sie zwingt uns, achtsam zu sein: Wir spüren den Wind, hören das Rauschen der Blätter, riechen den Duft des Waldes. Diese natürlichen Reize sind keine Ablenkung, sondern Anker, die uns fest im Hier und Jetzt halten.
Im Freien werden unsere Sinne auf eine Weise geschärft, die im Studio oft untergeht. Der unebene Boden fordert unsere Balance und Tiefenmuskulatur heraus, die frische Luft vertieft unsere Atemübungen (Pranayama), und die Weite des Himmels lädt zur Meditation ein, die über die eigenen Körpergrenzen hinausgeht. Die Natur bietet eine authentische Kulisse für Asanas wie den Baum (Vrikshasana), der plötzlich eine ganz neue Bedeutung erhält, wenn man ihn inmitten echter Bäume praktiziert. Es ist, als würde die Natur unsere Praxis sanft führen und ihr eine zusätzliche Dimension von Erdung und Freiheit verleihen.
Die Vorteile im Detail: Körperliche, mentale und spirituelle Dimensionen
Die Entscheidung, Yoga in die Natur zu verlagern, öffnet die Tür zu einer Fülle von Vorteilen, die über die reine körperliche Fitness hinausgehen. Es ist eine ganzheitliche Erfahrung, die alle Ebenen unseres Seins anspricht.
Körperliche Gesundheit: Frischluft-Booster für den Körper
- Verbesserte Atemqualität: Die frische, oft sauerstoffreichere Luft in der Natur ist ideal für Pranayama. Die Lungen können sich besser füllen, die Sauerstoffaufnahme wird optimiert, was sich positiv auf den gesamten Organismus auswirkt.
- Stärkung der Tiefenmuskulatur und Balance: Ein unebener Waldboden oder sandiger Untergrund fordert unsere Stabilität mehr heraus als ein fester Studioboden. Das trainiert die kleinen, stabilisierenden Muskeln und verbessert das Gleichgewicht nachhaltig.
- Vitamin D-Produktion: Das Sonnenlicht regt die Produktion von Vitamin D an, das für Knochengesundheit, Immunsystem und Stimmung unerlässlich ist. Schon kurze Exposition kann hier Wunder wirken.
- Stärkung des Immunsystems: Wie bereits erwähnt, können Phytonzide aus Wäldern die NK-Zellen aktivieren. Frische Luft und Bewegung im Freien tragen allgemein zur Stärkung der Abwehrkräfte bei.
- Bessere Durchblutung: Die Bewegung an der frischen Luft regt den Kreislauf an und fördert eine bessere Durchblutung von Muskeln und Organen.
Mentale Klarheit: Stressabbau und Achtsamkeit im Grünen
- Effektiverer Stressabbau: Die Kombination aus Yoga und Natur senkt Cortisolspiegel und Blutdruck effektiver als jede einzelne Praxis allein. Die natürlichen Geräusche und Anblicke wirken beruhigend auf das Nervensystem.
- Erhöhte Achtsamkeit: Die vielfältigen sensorischen Eindrücke der Natur zwingen uns, präsenter zu sein. Jeder Windhauch, jeder Vogelgesang wird zu einem Teil der Achtsamkeitspraxis.
- Verbesserte Konzentration: Die Natur bietet eine „sanfte Faszination“, die unsere Aufmerksamkeit ohne Anstrengung fesselt, was die Konzentrationsfähigkeit und den Fokus verbessert.
- Reduzierung negativer Gedanken: Studien zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur Grübeln und negative Gedanken reduziert und eine positivere Lebenseinstellung fördert.
Emotionale Balance: Erdung und Gelassenheit
- Tiefe Erdung: Barfußkontakt mit der Erde (Earthing/Grounding) kann Entzündungen reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Die Verbindung zum Boden gibt ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit.
- Gefühl der Freiheit: Die Weite des Himmels und die unbegrenzte Umgebung können ein Gefühl von Freiheit und Unbegrenztheit vermitteln, das befreiend wirkt.
- Steigerung der Lebensfreude: Die Schönheit und Lebendigkeit der Natur wirken stimmungsaufhellend und können ein tiefes Gefühl von Freude und Dankbarkeit hervorrufen.
- Empathie und Verbundenheit: Die bewusste Interaktion mit der Natur kann das Gefühl der Verbundenheit mit allen Lebewesen stärken und Empathie fördern.
Spirituelle Verbindung: Einssein mit dem Großen Ganzen
- Erweiterung des Bewusstseins: Die Natur sprengt die Grenzen des Ich und ermöglicht ein Gefühl des Einsseins mit dem Universum, dem „Großen Ganzen“.
- Innere Ruhe und Frieden: Die Stille und Majestät der Natur laden zur Kontemplation ein und fördern einen tiefen inneren Frieden.
- Erneuerung der Lebensenergie: Viele Kulturen glauben, dass die Natur eine Quelle vitaler Energie (Prana) ist, die beim Outdoor-Yoga direkt aufgenommen werden kann.
- Verbindung zu den Elementen: Die bewusste Wahrnehmung von Erde, Wasser, Luft und Sonne während der Praxis vertieft die spirituelle Verbindung zur Welt.
Standorte für Dein Outdoor-Yoga: Dein persönliches Natur-Studio
Die Wahl des richtigen Ortes kann deine Outdoor-Yoga-Erfahrung maßgeblich beeinflussen. Jede Umgebung bietet eine einzigartige Atmosphäre und spezifische Vorteile. Aus meiner Erfahrung als Outdoor-Experte empfehle ich, verschiedene Orte auszuprobieren, um deinen persönlichen Favoriten zu finden.
Yoga im Wald: Das „Waldbad“ vertiefen
Der Wald ist ein Klassiker für alle, die Ruhe und tiefe Erdung suchen. Die dichten Baumkronen bieten natürlichen Schatten und Schutz vor Wind. Der weiche Waldboden ist ideal für barfuß Übungen. Hier kannst du die Praxis des „Waldbadens“ (Shinrin-Yoku) perfekt mit Yoga verbinden. Die Gerüche von Moos und Erde, das Rascheln der Blätter und das Zwitschern der Vögel schaffen eine meditative Kulisse. Asanas wie der Baum (Vrikshasana) oder der Krieger (Virabhadrasana) fühlen sich hier besonders kraftvoll an.
Yoga in den Bergen: Majestätische Ausblicke und klare Luft
Die Berge bieten atemberaubende Panoramen und eine unvergleichliche Klarheit der Luft. Yoga auf einem Bergplateau oder einer Almwiese ist ein Erlebnis für die Sinne. Die Weite des Himmels und die erhabene Stille laden zur Meditation ein. Die Herausforderung des Aufstiegs kann die Yoga-Praxis um eine Komponente der körperlichen Leistung erweitern, die dann in der Ruhe der Asanas ihren Ausgleich findet. Hier eignen sich besonders erdende Asanas, aber auch solche, die Weite und Öffnung symbolisieren, wie der Halbmond (Ardha Chandrasana) oder die Berghaltung (Tadasana).
Yoga am Strand oder Meer: Wellenrauschen und Sand unter den Füßen
Das Meer ist ein Ort der unendlichen Weite und der ständigen Bewegung. Yoga am Strand, mit dem Rauschen der Wellen als Soundtrack und dem weichen Sand unter den Füßen, ist eine zutiefst beruhigende Erfahrung. Der salzige Geruch der Luft und die kühle Brise beleben die Sinne. Der unebene Sandboden fordert die Balance heraus und stärkt die Fußmuskulatur. Der Sonnengruß (Surya Namaskar) am Morgen oder Abend, wenn die Sonne auf- oder untergeht, ist hier besonders magisch. Achte auf Ebbe und Flut und einen windgeschützten Platz.
Yoga am Flussufer oder See: Fließende Energie und Reflexion
Wasser hat eine beruhigende und zugleich dynamische Qualität. Yoga an einem Flussufer oder See verbindet dich mit der fließenden Energie des Wassers. Die Reflexionen auf der Wasseroberfläche können zur Meditation anregen. Die Ruhe eines Sees am Morgen oder das sanfte Plätschern eines Flusses sind ideale Begleiter für eine fließende Vinyasa-Praxis oder eine meditative Hatha-Sequenz. Hier bieten sich Asanas an, die Fluss und Flexibilität betonen, wie die Katze-Kuh-Bewegung (Marjaryasana-Bitilasana) oder der Fisch (Matsyasana).
Yoga auf der Wiese oder im Garten: Zugänglichkeit und Einfachheit
Nicht jeder hat Zugang zu Bergen oder Meer. Eine einfache Wiese im Park oder der eigene Garten kann ebenfalls ein wunderbarer Ort für Outdoor-Yoga sein. Hier ist die Zugänglichkeit unschlagbar. Der Duft von Gras, das Summen der Bienen und das Gefühl von weichem Grün unter der Matte schaffen eine entspannte Atmosphäre. Es ist ein unkomplizierter Weg, die Vorteile des Outdoor-Yoga in den Alltag zu integrieren. Hier lassen sich alle Asanas praktizieren, und es ist ein guter Startpunkt für Anfänger im Outdoor-Yoga.
Vorbereitung ist alles: Dein Outdoor-Yoga-Set-up
Gute Vorbereitung ist der Schlüssel zu einer angenehmen und sicheren Outdoor-Yoga-Praxis. Als jemand, der oft draußen unterwegs ist, weiß ich, dass die richtige Ausrüstung und Planung den Unterschied machen können.
Die richtige Ausrüstung: Von der Matte bis zum Insektenschutz
- Yoga-Matte: Eine robuste, rutschfeste Matte ist essenziell. Es gibt spezielle Outdoor-Matten, die dicker und widerstandsfähiger sind, oder du kannst eine alte, weniger geliebte Studiomatte verwenden. Wichtig ist, dass sie gut auf unebenem Untergrund haftet.
- Kleidung: Wähle bequeme, atmungsaktive Kleidung, die der Wetterlage angepasst ist. Schichten sind ideal: Eine Basisschicht, eine wärmende Schicht und eine wind- oder wasserabweisende Schicht. Auch bei warmem Wetter kann es morgens oder abends kühl sein.
- Sonnenschutz: Sonnencreme mit hohem LSF, ein Hut oder eine Kappe und eine Sonnenbrille sind unerlässlich, um Haut und Augen zu schützen.
- Insektenschutz: Je nach Ort und Jahreszeit können Mücken, Zecken oder andere Insekten störend sein. Ein biologisches Insektenspray oder entsprechende Kleidung kann helfen.
- Wasserflasche: Hydration ist wichtig, besonders bei Sonneneinstrahlung. Nimm ausreichend Wasser mit.
- Kleines Handtuch: Zum Abwischen von Schweiß oder zum Unterlegen bei feuchtem Untergrund.
- Decke oder Schal: Für die Endentspannung (Savasana) kann eine leichte Decke oder ein großer Schal sehr angenehm sein, um nicht auszukühlen.
- Yoga-Gurt/Block (optional): Falls du Hilfsmittel benötigst, achte darauf, dass sie leicht zu transportieren sind. Manchmal können auch natürliche Elemente wie Steine oder Äste als Hilfsmittel dienen, aber sei vorsichtig.
- Müllbeutel: Um alles, was du mitgebracht hast, auch wieder mitzunehmen. „Leave No Trace“ ist hier das oberste Gebot.
Standort-Scouting: Finde deinen perfekten Platz
Bevor du deine Matte ausrollst, nimm dir Zeit, den Ort zu erkunden:
- Untergrund: Ist der Boden eben genug für deine Asanas? Sind scharfe Steine, Wurzeln oder Äste im Weg? Ein weicher Rasen oder Sand ist ideal.
- Sonneneinstrahlung: Wo steht die Sonne? Wirst du geblendet? Gibt es ausreichend Schatten, wenn du ihn brauchst?
- Windschutz: An exponierten Orten kann Wind stark ablenken oder auskühlen. Suche dir einen Platz, der etwas geschützt liegt, z.B. hinter Bäumen oder Felsen.
- Privatsphäre: Fühlst du dich wohl, wenn andere dich beobachten? Oder suchst du einen abgelegenen Ort?
- Zugang: Ist der Ort leicht zu erreichen? Wie lange dauert der Weg dorthin?
- Sicherheitsaspekte: Gibt es potenzielle Gefahren (rutschige Klippen, reißende Flüsse, instabile Bäume)?
Wettercheck und Plan B: Sei auf alles vorbereitet
Das Wetter in der Natur ist unberechenbar. Überprüfe die Wettervorhersage sorgfältig vor deiner Praxis. Habe immer einen Plan B parat: Eine überdachte Terrasse, ein Pavillon oder einfach die Möglichkeit, die Praxis bei schlechtem Wetter in Innenräume zu verlegen. Ein leichter Regenschauer mag noch erträglich sein, aber starker Regen oder Gewitter sind ein klares Zeichen, die Praxis abzubrechen oder zu verschieben. Flexibilität ist hier das A und O.
Die Praxis in der Natur: Asanas, Pranayama und Meditation
Die größte Herausforderung und gleichzeitig die größte Bereicherung beim Outdoor-Yoga ist die Anpassung der Praxis an die Umgebung. Die Natur ist dein Co-Lehrer und fordert dich auf, präsent und flexibel zu sein.
Anpassung von Asanas: Wenn der Boden lebt
Im Studio ist der Boden immer gleich – eben und stabil. Draußen ist das selten der Fall. Das erfordert Achtsamkeit und manchmal eine leichte Modifikation der Posen. Aus meiner Erfahrung wird die Balancierfähigkeit ungemein geschult. Stell dir vor, du praktizierst den Baum (Vrikshasana) auf einem leicht unebenen Waldboden – das ist eine ganz andere Herausforderung und Stärkung als auf glattem Parkett. Der Krieger II (Virabhadrasana II) mit dem Blick über ein weites Feld oder das Meer kann ein unglaubliches Gefühl von Kraft und Weite vermitteln.
- Erdende Posen: Beginne mit Posen, die dir Stabilität geben, wie die Berghaltung (Tadasana), der Stuhl (Utkatasana) oder der Herabschauende Hund (Adho Mukha Svanasana). Spüre die Verbindung zum Boden.
- Balance-Posen: Gehe achtsam an Posen wie den Baum (Vrikshasana), den Tänzer (Natarajasana) oder den Halbmond (Ardha Chandrasana) heran. Nutze die natürlichen Unebenheiten, um deine Tiefenmuskulatur zu aktivieren. Halte dich bei Bedarf an einem Baumstamm fest.
- Fließende Sequenzen: Vinyasa-Flows können wunderbar sein, um die Energie der Natur aufzunehmen. Lasse dich vom Wind inspirieren und bewege dich fließend und organisch.
- Rückenlage: Bei Posen in Rückenlage (z.B. Savasana oder Supta Baddha Konasana) achte auf einen möglichst weichen und sauberen Untergrund. Eine Decke unter der Matte kann hier sehr angenehm sein.
- Sonnengruß: Der Sonnengruß (Surya Namaskar) ist prädestiniert für Outdoor-Yoga, besonders bei Sonnenauf- oder -untergang. Richte dich bewusst nach der Sonne aus und spüre ihre Energie.
Pranayama im Freien: Atme die Natur ein
Die frische, unverbrauchte Luft ist ein Geschenk für deine Atemübungen. Jeder Atemzug wird bewusster und tiefer. Die natürlichen Düfte – nach Erde, Piniennadeln, Meer oder frischem Gras – können die Praxis bereichern und eine aromatherapeutische Wirkung haben.
- Tiefe Bauchatmung (Dirgha Pranayama): Spüre, wie die frische Luft deinen Bauch füllt und sich dein Zwerchfell senkt.
- Wechselatmung (Nadi Shodhana): Die beruhigende Wirkung dieser Atemtechnik wird durch die natürliche Umgebung noch verstärkt.
- Sitali/Sitkari Pranayama (kühlende Atmung): An heißen Tagen kann diese Atemtechnik besonders angenehm sein, um den Körper auf natürliche Weise zu kühlen.
Meditation mit Naturgeräuschen: Die Stille in der Lebendigkeit
Vergiss die Stille des Studios. Draußen ist die Stille lebendig. Das Rauschen des Windes, das Zwitschern der Vögel, das Plätschern des Wassers – all das kann zu deinem Meditationsanker werden. Anstatt diese Geräusche als Ablenkung zu sehen, integriere sie in deine Praxis. Sie erinnern dich daran, dass du Teil eines größeren Ganzen bist.
- Offene Augen-Meditation: Lasse deinen Blick sanft über die Landschaft schweifen, ohne dich an etwas festzuhalten. Nimm die Farben, Formen und Bewegungen wahr.
- Geräusch-Meditation: Schließe die Augen und lausche den Geräuschen der Natur. Identifiziere sie, lasse sie dann wieder los und kehre zu deinem Atem zurück.
- Geh-Meditation (Walking Meditation): Integriere achtsames Gehen in deine Praxis, spüre den Boden unter deinen Füßen, nimm die Umgebung bewusst wahr, bevor du zur Matte zurückkehrst.
Beispiel-Sequenzen: Morgenroutine im Park, Abend-Yoga am See
Morgenroutine im Park (aktivierend und erdend):
- Beginne mit 5-10 Minuten Geh-Meditation, um am Ort anzukommen.
- Einige Runden Sonnengruß (Surya Namaskar), der aufgehenden Sonne zugewandt.
- Krieger I, II, III (Virabhadrasana I, II, III) für Kraft und Stabilität.
- Baum (Vrikshasana) auf einem etwas unebenen Untergrund, um die Balance zu schulen.
- Vorbeugen wie Uttanasana oder Paschimottanasana, um die Erdung zu vertiefen.
- Beende mit Savasana, eingehüllt in eine leichte Decke, mit Fokus auf die Geräusche des erwachenden Tages.
Abend-Yoga am See (beruhigend und reflektierend):
- Beginne mit langsamen, fließenden Bewegungen, z.B. Katze-Kuh (Marjaryasana-Bitilasana) oder Kreisen des Oberkörpers.
- Mondgruß (Chandra Namaskar), wenn der Mond sichtbar ist oder als Hommage an die beruhigende Energie des Abends.
- Sitzende Drehungen wie Ardha Matsyendrasana, um den Rücken zu entspannen.
- Fisch (Matsyasana) oder Brücke (Setu Bandhasana), um den Brustkorb zu öffnen und tief zu atmen.
- Lange gehaltene Vorbeugen wie Janu Sirsasana.
- Beende mit einer liegenden Meditation (Savas
